Bücher-Blog des homoerotischen Internetportals "Like a Dream" (www.like-a-dream.de). Hier werden vorwiegend homoerotische Romane vorgestellt, aber auch Kinder- und Jugendbücher.
Story:
Victorias Erinnerungen sind endlich vollständig zurückgekehrt, doch nichts ist so wie bisher. Während ihres Schlafes hat sich einiges geändert: Darian, den die meisten aufgrund eines Zaubers vergessen haben, ist noch immer verschollen, ebenso Tabea, die man den Mord an Victorias Mentorin Aurelia verantwortlich macht und eine düstere Prophezeiung sorgt für Unruhe und Panik im Rat. Zudem entpuppt sich Victorias Lebensgefährte Alex als größte Bedrohung, verbirgt sich doch hinter diesem Balthasar, das personifizierte Böse.
Für Victoria und ihre Freunde beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um den finalen Schlag der Dunkelheit abzuwenden und alles noch zum Guten zu wenden. Dabei spielt ausgerechnet Victoria in Balthasars entscheidendem Plan eine gewichtige Rolle, soll sie doch das Tor zur Dämonenebene öffnen, um die Welt endgültig ins Chaos zu stürzen …
Eigene Meinung:
„Tiefdunkle Nacht“ ist das Finale der Trilogie um Victoria und Darian und erschien 2014 im Selbstverlag der Autorin Stefanie Hasse. Hier wird endlich die Geschichte um die Kinder des Mondes beendet, nachdem „Düstere Schatten“ in einem Cliffhanger endete.
Wie schon in den vorherigen Bänden geht es zügig voran – nach einer kurzen Rückblende und einer Zusammenfassung der Ereignisse geht es nahtlos weiter. Victoria ist unterdessen älter, lebt mit ihrem festen Partner Alex zusammen und kehrt nach ihrem Ruf zurück in den Kreis der Kinder des Mondes. Als Auserwählte erhält sie gleich zu Beginn eine sehr umfangreiche düstere Vision, in der sie nicht nur Alex wahre Natur erkennt, sondern auch, dass sie das Zünglein an der Waage ist, wenn sich Licht und Dunkelheit in der finalen Schlacht gegenüber stehen. Im Anschluss präsentiert Stefanie Hasse erneut eine Fülle an Ideen und Wendungen, die wesentlich besser zum Tragen gekommen wären, wenn sie sich mehr Zeit gelassen hätte. So ist das Manko der vorherigen Bücher auch bei „Tiefdunkle Nacht“ ein Problem – man fühlt sich durch die Geschichte gehetzt. Insgesamt hätte die Autorin locker 5-7 Bücher füllen können, so umfangreich und komplex ist die Gesamthandlung. Denn eines muss man Stefanie Hasse eingestehen: sie hat Fantasie und bringt einige tolle Ideen an, die jedoch aufgrund der Kürze leider verloren gehen oder nicht die passende Aufmerksamkeit bekommen. Es ist wirklich schade, wie viel Potenzial hier verschenkt wird.
Ein großes Problem war für mich der Finalkampf. Trotz mehrfachen Lesens der Passage kam ich überhaupt nicht damit klar und konnte nicht nachvollziehen, was, wann und wie passiert ist. Hier sind die Beschreibungen so verworren und zusammenhangslos, dass ich leider nicht weiß, wie genau die große Schlacht abläuft und was überhaupt passiert ist. Das ist schade, da die Handlung ja kontinuierlich auf diesen Kampf zusteuerte und dieser die vielen offenen Fäden zusammenführen sollte. Dementsprechend ratlos und unzufrieden bleibe ich zurück, da ich immer noch nicht genau weiß, was passiert ist. Das sorgt auch für die ein oder andere Logiklücke, insbesondere was die Erklärung bzw. das Möbiusband am Ende anbelangt.
Charakterlich bleibt sich Stefanie Hasse treu. Sie hat einige schöne, interessante Figuren erschaffen, die jedoch aufgrund der Kürze nur bedingt behandelt werden. Trotz diverser Perspektivwechsel, um die Geschichte aus unterschiedlichen Sichtweisen zu erzählen, bleiben die Figuren ein wenig blass. Victoria wirkt zudem ein wenig naiv, ebenso die Ratsmitglieder, die einmal mehr weder weise noch sonderlich mächtig erscheinen.
Dafür tauchen neue Figuren auf, die im Laufe des Buches wichtiger werden und der Handlung eine neue Richtung verleihen. Diese bieten durchaus Potenzial, doch auch hier verschenkt Stefanie Hasse einige tolle Ideen.
Stilistisch ist „Tiefdunkle Nacht“ solide und flüssig. Man kommt gut durch die Geschichte, kann mitunter das Buch nicht zur Seite legen. Lediglich am Ende scheint sich die Autorin selbst zu überholen, so überstürzt und zusammenfassend wirken die Passagen. Die vielen Perspektivwechsel sorgen ebenfalls nicht dafür, das Verständnis zu verbessern, sondern verwirren den Leser und erschweren den Zugang zu den Figuren. Man hat nie Zeit, sich wirklich mit jemandem zu identifizieren, da ist die Autorin schon zum nächsten Charakter gesprungen.
Fazit:
Stefanie Hasses „Tiefdunkle Nacht“ gelingt es leider nur teilweise zu überzeugen. Gerade beim Finale hat man eher weitere Fragen, als Antworten, ebenso bleiben die Charaktere und deren Intentionen ein wenig schwammig. Wie schon bei Band 1 und 2 ist es einfach zu viel des Guten – die Fülle an Ideen und Hintergründen sind einfach zu umfangreich für die knapp 320-seitigen Bücher. Dem Gesamtkonzept hätte eine Ausdehnung auf die doppelte Seitenzahl gut getan, um jede Idee einen passenden Rahmen zu geben und sie richtig wirken zu lassen. So verpuffen leider viele gute Ansätze im Nichts und man fühlt sich durch die Handlung gehetzt.
Dennoch ist „Tiefdunkle Nacht“ durchaus einen Blick wert, insbesondere für diejenigen, die schon „Schwarzer Rauch“ und „Düstere Schatten“ gelesen und gemocht haben.