Bücher-Blog des homoerotischen Internetportals "Like a Dream" (www.like-a-dream.de). Hier werden vorwiegend homoerotische Romane vorgestellt, aber auch Kinder- und Jugendbücher.
Story:
Auf der Suche nach einem neuen Job stolpert der Webdesigner und Grafiker Clay Jannon eines abends in die ungewöhnliche Buchhandlung des Mr. Penumbra. Dort wird ihm angeboten, die Nachtschicht zu übernehmen, denn das Geschäft ist rund um die Uhr geöffnet. Doch nicht die gewöhnlichen Buchkäufer sind Kunden von Mr. Penumbra, sondern eine Gruppe seltsamer Figuren, die zumeist einzeln und mitten in der Nacht auftauchen und stets die Ladenhüter mitnehmen, die nur ausgeliehen werden.
Aus Langeweile beginnt Clay den Buchladen als 3D-Modell nachzubauen und stolpert schon bald auf ein seltsames Muster innerhalb der meterhohen Regale der Ladenhüter. Ohne es zu wissen, hat er das Geheimnis des Gründers gelöst, wie Penumbra es nennt, und das ist erst der Anfang. Clay erfährt vom Ungebrochenen Buchrücken, einer geheimen Buchgemeinschaft, die auf der Suche nach Unsterblichkeit ist und dafür das codierte Buch des Aldus Manutius entschlüsseln will, in dem angeblich die Formel enthalten sein soll.
Gemeinsam mit seinem Freund und Programmierer Neel Shah und der Googlemitarbeiterin Kat Potente, begibt sich Clay auf die Suche nach einem Weg, das sagenumwobene Buch zu entschlüsseln, und stößt dabei auf Unglaubliches …
Eigene Meinung:
„Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ ist der Debütroman des in San Francisco lebenden Autors Robin Sloan. Dass er früher für Twitter und andere Onlineplattformen gearbeitet hat, merkt man deutlich bei der Lektüre des Buches, konzentrieren sich doch etliche Passagen des Romans auf das Medium Internet, insbesondere Google, so dass eine durchaus interessante, manchmal auch gewöhnungsbedürftige Mischung zweier unterschiedlicher Kulturen entsteht: die der alten, ledergebundenen Bücher und verstaubten Büchereien; und die des modernen Internets und der schnellen Computer.
Die Geschichte beginnt eher schleppend, was dafür sorgt, dass sich die ersten 150 Seiten ungemein in die Länge ziehen. Es dauert eine ganze Weile, bis das Buch an Fahrt aufnimmt und die angekündigte Sogwirkung entfaltet. Erst gegen Ende, wenn Clay die Hintergründe entdeckt und nach und nach auf das Geheimnis des Aldus Manutius stößt, fällt es schwer den Roman aus der Hand zu legen.
Leider fallen auch die viele Beschreibungen von Google, den Entschlüsselungsmethoden und der Technik eher störend ins Gewicht, da das Buch eher wie eine Hommage an Google daherkommt, als eine an die alten Bücherläden und die allwissenden Buchhändler. Robin Sloan setzt erst in der zweiten Hälfte wieder verstärkt auf die eigentlichen Hintergründe und die geheimnisvollen Geschichte rund um Manutius. Bis dahin kommt mir persönlich zuviel Technik, Google und Computerwissen vor – etwas, was ich bei diesem Buch nicht erwartet habe.
Trotz der Kritik liest sich „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ schnell, wenn man erstmal das erste Drittel überwunden hat, und sich mit dem Mix aus Bücher und Technik angefreundet hat.
„Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ bietet eine Fülle an unterschiedlichen Figuren, die die unterschiedlichen Kulturen widerspiegeln, die im Buch vorkommen: Buchhändler, Bücherliebhaber, Internetprofis, Nerds und Programmierer. Einige Charaktere sind interessant und liebenswert, wie beispielsweise Penumbra mit seiner herrlich verschrobenen und gutherzigen Art, andere unsympathisch und schwer greifbar, wie beispielsweise Kat Potente, mit der ich nie wirklich warm wurde. Sie ist zu extrem in ihren Ansichten, zu sehr auf das Internet und den PC fixiert.
Clay ist ein durchaus interessanter Hauptcharakter, der allerdings ein wenig lange braucht, um in Fahrt zu kommen, ähnlich wie die Geschichte. Es dauert, bis sich seine Fähigkeiten zeigen und er wirklich aktiv an der Handlung teilnimmt, obwohl das Buch aus seiner Sicht geschrieben ist.
Robin Sloans Schreibstil ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig, da er in vielen Punkten zu sehr abkürzt. Gerade Dialoge werden oftmals zusammengefasst – wörtliche Rede auf ein Minimum reduziert, so dass man teilweise nicht weiß, ob Clay einige Dinge laut ausgesprochen, oder nur gedacht hat. Das erschwert das Lesen, da man den Dialogen nur schwer folgen kann. Dennoch lässt sich die „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ gut lesen, wenn man sich an Sloans Eigenheiten gewöhnt hat und richtig in die Geschichte eintaucht.
Fazit:
Trotz aller Kritik ist „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ ein spannendes und unterhaltsames Buch, das versucht die Brücke zwischen Büchern und Internet zu schlagen. Das gelingt Robin Sloan durchaus, jedoch fallen die vielen Technikbezüge eher negativ auf, so dass diejenigen, die einen klassischen Roman über ‚Bücher und deren Geheimnisse’ erwartet haben, enttäuscht sein werden. Die sonderbare Buchhandlung findet zu selten Erwähnung, dafür werden die (fiktiven?) Hintergründe zu Google & Co sehr manigfaltig präsentiert.
Dennoch sind Robin Sloan zum Ende hin eine spannende Schnitzeljagd und überzeugende Charaktere gelungen, so dass ich dem Buch 3 Sternchen geben kann. Wer anspruchsvolle, ungewöhnliche Lektüre mag und kein Problem damit hat, dass die Technik und das Internet den guten alten Büchern den Rang ablaufen, kann gerne zugreifen – alle anderen sollten zumindest in den Grundlagen der modernen Online-Welt bewandert sein, um „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ nachvollziehen zu können.