Bücher-Blog des homoerotischen Internetportals "Like a Dream" (www.like-a-dream.de). Hier werden vorwiegend homoerotische Romane vorgestellt, aber auch Kinder- und Jugendbücher.
Story:
Bereits bei ihrem ersten Treffen ist die Künstlerin Anna von Eva fasziniert, fühlt sich von der leicht maskulinen Art angezogen. Sie setzt alles daran, die introvertierte Frau kennenzulernen, was ihr leichter gelingt als gedacht. Doch schon bald wird offensichtlich, dass Eva ein Geheimnis umgibt, das ihrer wachsenden Liebe zueinander im Weg steht – und das Anna auf die Probe stellt, als Eva sich ihr offenbart …
Eigene Meinung:
„Anna & Eva“ ist ein Kurzroman von Jana Walther, der inhaltlich zu „Nur eine Frage der Liebe“ gehört. Beide Bücher behandeln denselben Zeitabschnitt, jedoch wird in dem schwulen Drama die Geschichte von Phillip und Christoph erzählt, die in „Anna & Eva“ nur am Rande vorkommen. Es empfiehlt sich daher auch den Ursprungsroman zu lesen, da dort einige Ereignisse ausführlicher und umfassender beschrieben werden und sich „Anna & Eva“ ergänzend vorzunehmen. Auf jeden Fall ist es schön, dass die Autorin dem Wunsch der Fans nachgekommen ist und Anna und Eva einen eigenen Roman gegönnt hat.
Inhaltlich bietet Jana Walther eine interessante Geschichte, in der es nicht nur um die wachsenden Gefühle zwischen Anna und Eva dreht, sondern auch die Thematik Transsexualität bzw. Transfrau angesprochen wird. Leider kratzt die Autorin gerade bei diesem spannenden Thema nur an der Oberfläche, da „Anna Eva“ zu kurz gehalten ist, um wirklich in die Tiefe zu gehen. Auch bleiben einige erklärende Szenen auf der Strecke, da vieles bereits in „Nur eine rage er Liebe“ beschrieben wurde. Zwar sind alle relevanten Szenen ausführlich und gut umgesetzt, doch die verbundenen Teile dazwischen werden übersprungen, so dass man das Gefühl hat einiges zu verpassen. „Anna Eva“ ist nicht kontinuierlich erzählt, sondern ein wenig sprunghaft, was es ein wenig erschwert, sich richtig auf die Figuren einzulassen.
Dennoch ist es schön, Anna (die man bereits seit Jana Walthers Debüt „Benjamins Gärten“ kennt) endlich in der Hauptrolle zu sehen und ihre Gedanken und Gefühle kennenzulernen. In gewisser Weise schließt sich mit „Anna & Eva“ ein Kreis, der seit mehreren Büchern offen war. Umso schöner, dass die Autorin ihre Geschichte parallel zu „Nur eine Frage der Liebe“ ansetzt, wodurch beide Romane eine gewissen Dreidimensionalität erhalten.
Die Charaktere sind sehr interessant und authentisch gehalten – Anna ist eine sympathische Protagonisten, die man schnell ins Herz schließt. Eva ist wesentlich spröder, doch das stört wenig, da sie einen sehr schönen Kontrast zu Annas lockerer, fröhlicher Art bildet. Dennoch wäre es schön gewesen, mehr über Eva, ihr Leben und ihre Anpassung zu erfahren, da ihr Charakter eine Menge Potenzial bildet. Trotzdem ist es spannend, Evas Weg zu verfolgen, immerhin fällt es ihr um ein vielfaches schwerer, sich auf eine Beziehung mit einer Frau einzulassen. Diesen Konflikt hat Jana Walther sehr gut dargestellt – man begreift, warum es dauert, bis sie Annas Avancen nachgibt.
Stilistisch bewegt sich „Anna & Eva“ auf gewohnt hohem Niveau – Jana Walther hat einen sehr sicheren, erwachsenen Schreibstil, der gut zu den Charakteren und der tiefgängigen Geschichte passt. „Anna & Eva“ ist ein wenig nüchterner und direkter als „Nur eine Frage der Liebe“, was (dank Phillip) ein wenig leichter daher kam. Sehr schön ist auch, dass Jana Walther kein Blatt vor den Mund nimmt – die Erotikszenen sind stimmig, weder kitschig verbrämt noch unglaubwürdig. Das macht „Anna und Eva“ zu einem gelungenen, realistischen Kurzroman.
Fazit:
„Anna & Eva“ ist eine gelungene Ergänzung zu „Nur eine Frage der Liebe“, die sich am ehesten den Lesern zu empfehlen ist, die die beiden Künstlerinnen bereits aus dem schwulen Drama kennen. So schön der Kurzroman ist, so stilistisch solide umgesetzt, geht doch vieles verloren, wenn man die Ursprungsgeschichte nicht kennt. Daher empfehle ich allen Interessenten beide Romane, am besten hintereinander zu lesen. Jana Walther legt einmal mehr ein schönes Werk vor, das ruhig ein wenig länger und hinsichtlich des transsexuellen Themas tiefgründiger hätte ausfallen können. Zu empfehlen.