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Like a Dream

Bücher-Blog des homoerotischen Internetportals "Like a Dream" (www.like-a-dream.de). Hier werden vorwiegend homoerotische Romane vorgestellt, aber auch Kinder- und Jugendbücher.

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Lockwood& Co - Die raunende Maske

Lockwood & Co. - Die Raunende Maske - Katharina Orgaß, Gerald Jung, Jonathan Stroud

Story:

Englands Geister spielen verrückt – genauer gesagt kommt es mitten in Chelsea jeder Nacht zu Dutzenden gefährlichen Erscheinungen, die Leib und Leben bedrohen. Während die Menschen evakuiert wurden, versuchen nahezu alle namenhaften Agenturen mit dem Problem des plötzlichen Geisterschwarms fertig zu werden. Lediglich Lockwood & Co wird nicht eingeschaltet. Stattdessen dürfen sich Lockwood, Charles und Lucy um die alltäglichen Probleme kümmern. Letzterer ist ganz besonders die neue Kollegin Holly ein Dorn im Auge, denn sie bangt um das Vertrauen, das sie sich zu Lockwood aufgebaut hat.


Als sie schließlich doch nach Chelsea gerufen werden, liegen Lucys Nerven blank, denn neben ihren Problemen mit Holly, bringt sie ihre Gabe verstärkt in Schwierigkeiten. Wirklich kompliziert wird es jedoch erst, als George die Ursache des Chelsea-Problems herausgefunden hat und sich das Team zusammen mit ihrem Konkurrenten Kipps zu einem alten Kaufhaus begibt, um der Sache auch den Grund zu gehen.


Eigene Meinung:

Jonathan Strouds Jugendbuchreihe „Lockwood & Co“ geht in die dritte Runde. Einmal mehr entführt der Autor den Leser in „Die raunende Maske“ in ein alternatives London, das nachts von Geistern beherrscht wird und in dem nur Kinder und Jugendliche der neuartigen Bedrohung entgegen treten können. Mit diesem Buch endet die Reihe jedoch noch nicht – im Herbst 2016 soll mit „The Creeping Shadow“ der vierte Band in Englisch erscheinen.

 

Die Geschichte setzt ein paar Wochen nach dem Cliffhanger von „Der wispernde Schädel“ an, in dem endlich mehr über Lockwood verraten wurde. So muss man sich gedulden, bis die Sache rund um seine Schwester wieder zur Sprache kommt und stattdessen den üblichen Einstieg ins Buch über sich ergehen lassen. Denn so spannend die Geisterjagd in der Pension Levendel ist, sie ähnelt doch einfach zu sehr den Anfängen der bisher erschienen Bücher – dasselbe Chaos bei der Geisterjagd, fast dieselben Sprüche unter den Agenten. Dadurch fällt schon der Einstieg in die Geschichte schwerer, da dem Leser vieles bekannt vorkommt. Auch in den Folgekapiteln dümpelt die Handlung ein wenig unmotiviert vor sich hin – Hollys Auftauen, Lucys Eifersüchteleien, Lockwoods Arroganz und Georges Ignoranz sorgen dafür, dass keine Spannung aufkommt. Sicher, in einem Jugendbuch sind auch die Gefühlswelten der Protagonisten wichtig und Lucys Gefühle für Lockwood sind ein zentrales Element, da es sie vermehrt in Bedrängnis bringt, aber es nimmt dem Buch den Schwung. Erst im letzten Drittel, wenn „Lockwood & Co“ endlich in das Chelsea-Problem einbezogen wird, kommt endlich wieder Spannung auf. Ein wenig seltsam ist es zwar, dass ausgerechnet George das Problem löst, woran gefühlt Hunderte Agenten und BEBÜP-Beamte gescheitert sind, aber das kann man in einem Jugendbuch noch verschmerzen. Die Tatsache, dass sich die Teams um Lockwood und Kipps zusammentun, um die Ursache zu erforschen und zu beseitigen, wiegt die anderen Logiklücken wieder auf, wenngleich es dieses Mal mehrere davon gibt. So richtig rund wirkt die Geschichte dieses Mal nicht, dafür wird man mit Andeutungen und Hinweisen auf die wahren Drahtzieher der Ereignisse versorgt, auch wenn das im Buch zu knapp abgehandelt wird.

 

Schade ist auch, dass die Hintergrundgeschichte fast stagniert. Man erfährt minimal mehr zu Lockwood, hat eine vage Ahnung, wer hinter der Sache steckt und welches Komplett im Hintergrund gesponnen wird, doch einmal mehr lässt Jonathan Stroud nur wenig davon nach außen dringen. Die Charaktere sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um mehr als ihre eigenen Probleme zu realisieren, so dass sie auch nicht nachforschen. Dadurch geht viel Potenzial verloren, doch in Band 4 scheint ja einiges davon aufgegriffen zu werden.

 

Charakterlich entwickeln sich die Figuren bedingt weiter, nehmen aber verstärkt negative Züge an: Lucy ist ungemein zickig und schnippisch, was jedoch zu ihrem Alter und den damit einhergehenden Problemen passt. Lockwood wirkt noch arroganter und überheblicher als zuvor und George ist der typische, pummelige Sidekick, der mit seinen Recherchen die meiste Arbeit leistet. Der Neuzugang Holly kann den Leser ebenfalls nicht gänzlich überzeugen, da man die ganze Zeit auf ihren Verrat wartet.
Einziger Lichtblick ist der Schädel, mit dem Lucy kommunizieren kann – er ist wie Bartimäus aus den gleichnamigen Büchern: zynisch, giftig und sarkastisch.

 

Stilistisch legt Jonathan Stroud einen soliden, fesselnden Roman vor, der durchaus Spaß macht, wenn man sich erst einmal durch die ersten Kapitel gekämpft hat und tiefer in das alternative London eingetaucht ist. Er hat eine sehr schöne, stimmungsvolle Sprache, die auf Jugendliche ab 14 Jahre abgestimmt ist und durchaus zu unterhalten weiß. Hin und wieder schleichen sich Längen ins Buch, doch man kann sich sowohl die Umgebung, als auch die Figuren sehr gut vorstellen.

Fazit:

Mit „Die raunende Maske“ legt Jonathan Stroud den 3. Teil seiner Jugendbuch-Reihe „Lockwood& Co“ vor, kann jedoch nicht ganz an die ersten beiden Teile seines Erfolgs anknüpfen. Zu lange dauert es, bis man in der Handlung ist, zu viele Logiklücken offenbaren sich dem Leser im Laufe der Zeit und auch die Charaktere werden einem zunehmend unsympathischer. Dennoch macht das Buch Spaß, wenn man erst einmal die erste Hälfte hinter sich hat und der Ursache des Chelsea-Problems auf den Grund geht. Fans der Reihe sollten sich auch den solide geschriebenen 3. Band nicht entgehen lassen, allerdings bleibt zu hoffen, dass Band 4 nicht nur spannender wird, sondern endlich auch offene Fragen beantwortet und Geheimnisse gelüftet werden, die bisher nur sehr zögerlich aufgedeckt werden.

 

Quelle: http://www.splashbooks.de