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Like a Dream

Bücher-Blog des homoerotischen Internetportals "Like a Dream" (www.like-a-dream.de). Hier werden vorwiegend homoerotische Romane vorgestellt, aber auch Kinder- und Jugendbücher.

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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz - Astrid Lindgren

Story:
Der zehnjährige Karl (genannt Krümel) ist krank und weiß, dass er bald sterben wird. Im Gegenzug zu ihm ist sein älterer Bruder Jonathan kerngesund, überall beliebt, mutig und klug. Gerade deswegen ist Jonathan stets an Krümels Seite, unterstützt ihn und nimmt ihm die Angst vor dem Tod, indem er ihm vom Land Nangijala erzählt, in das man nach dem Tod kommt. Dort ist er nicht nur gesund, Jonathan versichert seinem Bruder ebenfalls dorthin zu kommen, wenn seine Zeit gekommen ist. Unerwartet stirbt Jonathan jedoch vor Krümel, als er diesen vor einem Feuer rettet. Als Karl seiner Krankheit erliegt, reist er tatsächlich nach Nangijala und trifft dort auf Jonathan, der im Kirschtal auf seinen Bruder wartet. Für die Brüder Löwenherz beginnt ein ruhiges, schönes Leben …

 

Doch schon bald erfährt Karl, dass das Leben in Nangijala seine Schattenseiten hat: im benachbarten Heckenrosental unterdrückt der Tyrannen Tengil aus dem Land Karmanjaka mit dem Drachen Katla die Bewohner und ausgerechnet Jonathan ist dazu ausersehen, das Land mithilfe einiger Rebellen zu befreien. Ungewollt wird auch Karl in die Kampfe verwickelt und muss bald seinen Mut unter Beweis stellen …

 

Eigene Meinung:
Der Kinderbuchklassiker „Die Brüder Löwenherz“ erschien erstmals 1973 und stammt aus der Feder der schwedischen Autorin Astrid Lindgren, die für ihre Kinderbücher (u.a. „Pippi Langstrumpf“, „Ronja Räubertochter“, „Michel“, etc.) weltberühmt wurde. „Die Brüder Löwenherz“ wurde 1977 verfilmt (das Drehbuch schrieb ebenfalls Astrid Lindgren) und erhielt mehrere Auszeichnungen – sowohl das Buch, als auch der Film.

 

Die Geschichte ist spannend und fantasievoll, enthält jedoch auch ernste Themen wie Tod, Trauer und Verlust. Astrid Lindgren ließ erstmals diese düsteren Elemente in ein Kinderbuch einfließen und sorgte damit für gespaltene Kritiken, da es unüblich war derartige Probleme in Kinderbüchern anzusprechen und aufzubereiten. Dennoch funktioniert die Einarbeitung der ernsten Themen sehr gut, da die Brüder nach ihrem Tod nach Nangijala kommen, in dem es neben Menschen und Tieren auch Drachen (wie Katla) gibt. In gewisser Weise zeigt Astrid Lindgren ein Leben nach dem Tod auf und gibt den jungen Lesern so Hoffnung.
Ansonsten ist das fantastische Nangijala eher mittelalterlich gehalten – man lebt recht einfach, ist zu Pferd unterwegs und kämpft mit Schwert und Bogen. Es gibt den klassischen Bösewicht, der das Nachbarland unterdrückt, eine schwarz-weiße Weltanschauung und die typischen Helden, die für die Freiheit kämpfen. Im Mittelpunkt steht Karl, der im Laufe der Geschichte mehrfach über sich hinauswachsen und seine eigenen Mut finden muss. Er wächst an den Ereignissen und den unterschiedlichen Dingen, die ihm widerfahren – sei es seine alleinige Reise ins Heckenrosental, als auch die Abenteuer, die er an Jonathans Seite bestehen muss.

 

Die Charaktere sind sehr liebenswert und authentisch umgesetzt. Karl, aus dessen Sicht das Buch geschrieben ist, ist ein kindgerechter, sympathischer Junge, den man sofort ins Herz schließt und mit dem man sich schnell identifiziert. Gerade Kinder werden sich in dem schwächlichen, teilweise feigen Jungen wiedererkennen, insbesondere wenn es um seine Ängste und Zweifel geht. Erst im Laufe der Geschichte wird Karl mutiger und erkennt, dass er Jonathan eine wichtige Hilfe ist. Dieser ist das genaue Gegenteil von Krümel – mutig, stark, außergewöhnlich hübsch und loyal. Er würde alles für seinen Bruder tun, ebenso für Menschen, die Unrecht erleiden und unterdrückt werden. Er ist in mehrfacher Hinsicht der strahlende Held, ist jedoch nie unsympathisch oder überheblich. Zusammen sind sie ein angenehmes Gespann, deren Abenteuer man gerne mitverfolgt und liest.
Die Nebenfiguren sind ebenfalls sympathisch – seien es Sophia, Mattias und die übrigen Rebellen: sie wachsen dem Leser schnell ans Herz.

 

Stilistisch überzeugt Astrid Lindgren mit einer einfachen Sprache, wundervollen Beschreibungen und sehr schönen Dialogen. „Die Brüder Löwenherz“ ist aus Karls Sicht erzählt, sprich der Leser entwickelt eine besondere Beziehung zu ihm. An seiner Seite lernen Kinder, dass man vor dem Tod keine Angst haben muss, egal wie schrecklich dieser sein kann. Die Autorin nimmt Ängste, regt zum Nachdenken an und vermittelt Hoffnung. Sie verknüpft verschiedene Aspekte – Familie, Abenteuer, Spannung und Zusammengehörigkeit mit Tod und Verlust, scheut sich nicht einmal das heikle Thema Selbstmord anzusprechen, und bereite dies in kindgerechter, verständlicher Form auf.

 

Fazit:
„Die Brüder Löwenherz“ ist ein wundervolles, tiefgründiges Kinderbuch, das zu recht zu einem der besten Romane Astrid Lindgrens gehört. Kindgerecht, spannend und einfühlsam werden ernste Themen wie Tod und Trauer behandelt, zeitgleich wird man durch das fantastisches Abenteuer perfekt unterhalten. Dank der wundervollen, liebenswerten Charaktere taucht man schnell in die bunte Welt Nangijalas ein und kann das Buch nur schwer aus der Hand legen. Absolut empfehlenswert!