Bücher-Blog des homoerotischen Internetportals "Like a Dream" (www.like-a-dream.de). Hier werden vorwiegend homoerotische Romane vorgestellt, aber auch Kinder- und Jugendbücher.
Story:
Auf der Suche nach einer Ausstellungsmöglich für die junge Künstlergruppe, der der 22-jährige Fotografiestudent Phillip angehört, spricht er den Galeristen Christoph an. Dieser kann die junge Gruppe zwar nicht in seine Räumlichkeiten aufnehmen, doch er vermittelt Kontakte zu anderen Aussteller und Kunstbegeisterten. Darüber hinaus lernen sich Phillip und Christoph näher kennen und schon bald wird aus ihrer Freundschaft mehr. Dass der Altersunterschied der beiden 26 Jahre beträgt und Christoph bereits auf die 50 zugeht, wirft jedoch schon bald erste Probleme auf. Phillips Freundeskreis und Familie, ebenso wie die eigene Unsicherheit der Studenten erschweren die Beziehung, aber auch Christoph ist sich unsicher, ob er dieser Liebe eine Chance geben soll ...
Eigene Meinung:
Mit dem Roman „Nur eine Frage der Liebe“ legte Jana Walther eine direkte Fortsetzung des Buches „Phillips Bilder“ vor, der 2013 im Deadsoft Verlag erschien. Auch „Benjamins Gärten“ gehört thematisch in das Kontinuum rund um Benjamin, Phillip und ihre Freunde. Daher lohnt es sich durchaus auch die anderen Romane von Jana Walther zu lesen, um alle Zusammenhänge zu kennen und die vielen Charaktere besser einordnen zu können. Nichtsdestotrotz kann „Nur eine Frage der Liebe“ auch für sich stehen, so dass man den Roman auch ohne größere Vorkenntnisse lesen kann.
Wer Jana Walthers Bücher kennt, weiß, dass ihre Geschichten zumeist stiller und tiefgründiger sind, und sich erfreulicherweise fernab der üblichen Gay Romance Schiene bewegen. Dass „Nur eine Frage der Liebe“ auch autobiographische Züge aufweist, macht den Roman umso interessanter und lässt den Leser die Ereignisse teilweise mit anderen Augen sehen. Dennoch bleibt die Handlung an einigen Stellen etwas flach, was daran liegt, das die Autorin teilweise nur an der Oberfläche kratzt. Das Thema Altersunterschiede wird zwar behandelt und spielt eine zentrale Rolle, doch irgendwie hatte ich mir mehr erhofft. Die Beziehung zwischen Phillip und Christoph läuft recht problemfrei ab, die meisten Freunde akzeptieren die beiden als Pärchen sogar recht schnell. Sicher kommt es hin und wieder zu kleineren Vorfällen, missgünstigen Blick und Getuschel, aber alles in allem verläuft der Beginn ihrer Beziehung doch recht problemfrei. Hier hätte ich mir eine tiefergehende, sensiblere Betrachtung des Themas gewünscht. Stattdessen bekommt man recht viele erotische Szenen vorgesetzt, die zwar gut umschrieben und dank Janas Stil niemals platt wirken, aber dennoch zu oft eingebaut wurden. Gerade wenn man Jana Walthers andere Romane kennt, ist es auffällig, wie häufig Christoph und Phillip miteinander ins Bett fallen.
Die Charaktere sind durchgehend interessant und liebenswert. Man schließt Phillip trotz seiner etwas ruppigen und unreifen Art schnell ins Herz, ebenso Christoph, der wesentlich gefestigter und sicherer durchs Leben geht. Dass Phillip dennoch manchmal etwas unsympathisch daherkommt, liegt zumeist daran, dass er sich nur schwer mit der Situation anfreunden kann und stark darauf achtet, wie sein Umfeld auf Christoph reagiert. Daher sind seine Reaktionen und Kommentare zumeist verständlich und gut nachvollziehbar.
Christoph bildet einen sehr gutmütigen, ruhigen Gegenpart, wenngleich er hin und wieder auch ein wenig aus der Rolle des Älteren fällt und Dinge tut, die man nur schwer begreifen kann. Dennoch passt er gut zu Phil. Lediglich die Liebe zwischen den beiden ungleichen Persönlichkeiten will nicht recht überspringen. Irgendwie fehlt das ein wenig.
Dafür sind die Nebenfiguren gut gelungen und toll ausgearbeitet. Eva und Anna, die im Laufe des Buches ein paar werden sind tolle, faszinierende Charaktere, über die man gerne mehr lesen würde. Ebenso Moritz, Phillips bester Freund, Benjamin und David, die einen längeren Gastauftritt bekommen und Seth, den man in „Phillips Bilder“ bereits kennengelernt hat. Leider beschränken sich die agierenden Figuren zum größten Teil auf Phillips Freunde, was schade ist. Ich hätte gerne mehr von Christophs Freundes- und Bekanntenkreis erfahren.
Stilistisch gibt es wenig zu bemängeln – Jana Walther hat einen sehr feinen, tiefgängigen Stil, der sich ein wenig von dem ihrer bisherigen Bücher unterscheidet. Er ist etwas leichtgängiger geworden, was gut zur Geschichte passt und sich leichter lesen lässt, als beispielsweise „Im Zimmer wird es still“. Dennoch hebt sie sich angenehm von anderen Gay Romance Autoren ab, da ihren Büchern immer eine gewisse Qualität anhaftet und sie sich um realistische, lebendige Figuren und Liebesgeschichten bemüht. Dies gelingt ihr auch bei „Nur eine Frage der Liebe“ – das Buch ist gut und gefühlvoll geschrieben, in sich stimmig und lässt sich leicht lesen. Lediglich die ausführlichen Beschreibungen und das sommerleichte Feeling von „Benjamins Gärten“ und „Phillips Bilder“ vermisst man, da der vorliegende Roman mitten in der Großstadt spielt.
Fazit:
„Nur eine Frage der Liebe“ ist ein schöner Roman zum Thema Altersunterschiede, der durchaus etwas tiefgängiger und eingehender hätte sein können. Jana Walther spricht viele Dinge an, doch sie kratzt zu sehr an der Oberfläche. Dennoch lohnt sich das Buch aufgrund der liebenswerten, lebendigen Charaktere, der realistischen, vollkommen unkitschigen Liebesgeschichte und des soliden, feinen Schreibstils. Wer andere Romane der Autorin mochte, wird sich auch mit „Nur eine Frage der Liebe“ gut unterhalten fühlen, wer eine kritische Auseinandersetzung des Themas „Altersunterschiede“ sucht, wird mit diesem Werk nur teilweise glücklich. Dennoch lohnt sich das Lesen, wenn man ruhige, solide geschriebene Gay Lektüre mag.