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Like a Dream

Bücher-Blog des homoerotischen Internetportals "Like a Dream" (www.like-a-dream.de). Hier werden vorwiegend homoerotische Romane vorgestellt, aber auch Kinder- und Jugendbücher.

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Summer Boys

Summer Boys  - Jennifer Wolf

Story:
Seit zwei Jahren ist Ian heimlich in Fynn verliebt. Da er sich bisher weder geoutet, noch mit seiner besten Freundin Karin über das Thema Homosexualität gesprochen hat, fehlt ihm ein richtiger Gesprächspartner. Lediglich bei einer Flirt-App traut er sich ehrlich zu sein und lernt schon bald jemanden kennen, dem er sich verbunden fühlt. Sein mühsam aufgebautes Kartenhaus droht in sich zusammenzufallen, als Katrin ihn zu einem Wochenende am See einlädt: mit ihrem festen Freund Marc und dessen bestem Kumpel Fynn. So entpuppen sich die beiden Tage für Ian als Himmel und Hölle zugleich …

 

Eigene Meinung:
Dass sich inzwischen auch größere Verlag an Gay Romance versuchen, ist dem Leser des Genres nicht verborgen geblieben. So verwundert es nicht, dass Carlsen Bittersweet die sommerlich leichte Novelle „Summer Boys“ von Jennifer Wolf als E-Short herausgebracht hat. Sie erschien parallel zu anderen kürzen Novellen, die allesamt 80-100 Seiten umfassen und vorwiegend im Romance Genre angesiedelt sind. Für die Autorin ist es der erste Schritt im Gay Bereich, da ihre bisherigen Bücher eher im Urban Fantasy und Romantasy angesiedelt sind.

 

Aufgrund der Kürze von „Summer Boys“ kann der Leser leider keinen Tiefgang erwarten, ebenso wenig wurde die Handlung mit all ihren Konsequenzen erzählt. So ist bereits nach wenigen Seiten klar, wie die Geschichte ausgehen wird und was es mit der Flirt-App auf sich hat. Jennifer Wolf legt eine lockerleichte Sommerromanze vor, in deren Zentrum Jugendliche stehen, die sich zum ersten Mal ernsthaft verlieben. Dass Ians Angebeteter ein Junge ist, stellt den Helden der Geschichte vor arge Probleme, doch es verwundert schon, dass er nicht einmal mit seiner besten Freundin darüber sprechen will. Stärker fällt die Tatsache ins Gewicht, dass er nichts von Fynn zu wissen scheint. Dass sein Angebeteter offen schwul ist und seine Sexualität nicht versteckt, wird im Laufe der Geschichte klar und wirft zwangsweise die Frage auf, wieso es Ian innerhalb von zwei Jahren nicht geschafft hat, dies bei seinem Schwarm zu bemerken. Trotz dieser Logiklücken lässt sich „Summer Boys“ gut lesen und überrascht mit einigen (wenn auch übertriebenen) Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat.

 

Die Charaktere spiegeln die Facetten der typischen Jugendlichen wieder: Ian ist unsicher und introvertiert, aber auch neugierig und liebenswert; Fynn ist offenherzig, loyal und lebensfroh. Die beiden ergänzen einander sehr gut, wenngleich es ein wenig dauert, bis die beiden wirklich aufeinander zu gehen. Das ist nicht schlimm, immerhin handelt es sich um Teenager, die erst noch herausfinden müssen, wo sie im Leben stehen und welche Konsequenzen ihr Handeln haben kann. Das trifft auch auf die Nebenfiguren zu – Katrin und ihr Freund Marc sind ebenfalls noch nicht ganz gefestigt, da sie sich zum ersten Mal einer Beziehung befinden. Dennoch wirken beide erwachsener, als Ian und Fynn, die sich sichtlich bemühen, das Richtige zu tun und dabei übersehen, dass sie einander verletzen.

 

Insgesamt passt Jennifer Wolfs Stil zur Geschichte – er ist leicht zu lesen und besticht durch kurze Sätze. Die Autorin verzichtet auf allzu viel Drama und Tiefgang, ebenso werden Leser, die es explizierter mögen, nur bedingt auf ihre Kosten kommen. Jennifer Wolf legt eher eine alltägliche Coming-Out Novelle für Jugendliche vor, als eine Geschichte für Erwachsene. Das ist nicht schlimm – es ist schön einmal wieder etwas leichtere und unkompliziertere Kost zu lesen, wenngleich die Alltagssprache der Jugendlichen nicht jedermanns Sache ist.

 

Fazit:
„Summer Boys“ ist eine nette Gay Romance Novelle für Zwischendurch, die durch eine lockerleichte Geschichte und sympathische, wenngleich manchmal leicht unlogisch handelnde) Charaktere besticht. Insgesamt sind 84 Seiten jedoch zu wenig, um der „Summer Boys“ den notwendigen Tiefgang zu geben und das Thema Coming-Out und Homosexualität mit der Sensibilität zu behandeln, das es verdient hat. Aufgrund der kleineren Logiklücken, die sich eingeschlichen haben, gebe ich Jennifer Wolfs E-Short 3 Sterne.